Bei Bauer Herbi steht seit einer Woche ein Sendebus in der Scheune: Radio Argovia sendet live aus dem Stall. Die Moderatorinnen und Moderatoren arbeiten und schlafen hier. Sie packen auf dem Hof mit an und berichten danach im Radio über ihre Erfahrungen.
[IMG 2]
Unter den verschiedenen Gästen war auch der Aargauer Regierungsrat und Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth. Am Mittwoch stieg er in die Arbeitsschuhe, füllte mit dem Hoflader die Futterkrippe der Milchkühe und wischte den Stallgang. «Jetzt gehen wir noch zäunen», gab Herbi Meier anschliessend die Devise durch und schickte den Regierungsrat nach Holzhammer und Locheisen.
Mit viel Manpower unterwegs
Markus Dieth habe sich ganz geschickt angestellt, kommentierte der Betriebsleiter derweilen. Den Einwand, dass er die Arbeit alleine schneller erledigt hätte, winkte er weg: «Bisher habe ich meinen Wochenplan erfüllt. Ich komme zwar langsamer vorwärts, dafür habe ich viel mehr Manpower zur Verfügung.» Tatsächlich wirkte er überhaupt nicht gestresst, machte mit den Gästen Zvieripause bei Hefezopf und Süssmost und gab daneben den Medien Auskunft. «Die Landwirtschaft hat es bitter nötig, dass ihre guten Seiten wahrgenommen werden», realistisch und ohne Beschönigung, stellte er klar. «Es gibt kein Briefing für die Radioleute, ich mache kein Sonderprogramm, sie sind einfach bei der Arbeit dabei.»
[IMG 3]
Und Tausende von Ohren hören mit. Bei Routinearbeit, aber auch beim Notfall im Kälberstall und wenn eine Kuh nach dem Kalbern eine Kalziumspritze braucht – Herbi Meier erklärt und begründet. «Wir haben einen Betriebsleiter gesucht, der gut bauert und gut redet – da hat sich Herbi als absolut der richtige Mann erwiesen», sagt Patrick Schellenberg, der für den Bauernverband Aargau (BVA) das Projekt betreut. Aber es ist nicht auf seinem Mist gewachsen – die Idee kam von Radio Argovia.
Ein Glücksfall im richtigen Moment. Wegen Corona sind auch in diesem Jahr viele Öffentlichkeitsanlässe weggefallen, der Bauernverband Aargau hatte die notwendigen Ressourcen für diese Hofwoche. «Wir erreichen hier ein grosses und ganz neues Publikum», kommentiert Schellenberg. Familie Meier berichtet von unzähligen Reaktionen, durchwegs positiv. Auch bei den Radiohörerinnen und -hörern kommt die Hofwoche an. Vereinzelt melden sich Tierschützer, welche die Nutztierhaltung grundsätzlich kritisieren.
«Sie arbeiten hart und professionell»
Heute Freitag packt das Argovia-Team zusammen und gibt den Parkplatz in der Scheune wieder frei. «Ja, die Sache hat sich absolut gelohnt», stellt Herbi Meier fest, «wir haben alle voneinander gelernt. Die Radioleute arbeiten auch hart und professionell, wie wir in der Landwirtschaft.»